Schloss Bieberstein

vom Ortschronisten Achim Berger

Postkarte von 1988

Das Schloss Bieberstein ist das häufigste Postkartenmotiv von Bieberstein. Auch Maler haben das romantisch über dem Bobritzschtal liegende Schloss oft als Motiv ausgewählt. Die bekanntesten waren Ferdinand von Rayski (1806-1890) aus Dresden, Otto Altenkirch (1875-1945) aus Siebenlehn und Otto Max Küchenmeister (1884-1979) aus Neukirchen. Das Schloss in seiner jetzigen barocken Gestalt wurde 1666 von seinem damaligen Besitzer Gotthelf Friedrich von Schönberg neu aufgebaut.

Reprint aus : Sachsens (alte) Kirchengalerie, Dresden 1837

Zu den Vorgängerbauten angefangen von der ersten Steinburg, die mit oder kurz vor der dörflichen Besiedlung um 1150 entstanden sein wird, und dem Schlossneubau von 1666 gibt es in den historischen Abhandlungen keine eindeutigen Darstellungen einschließlich der Zuordnung der bald erfolgten Herrschaftsaufteilung in Nieder- und Oberbieberstein. Die ersten Besitzer, die edelfreien Herrengeschlechter von Bieberstein, hatten die erste Burg1 wahrscheinlich an der Stelle des jetzt noch s.g. Alten Schlosses erbaut. In Bieberstein waren sie nur etwa bis 1250 sesshaft und haben baulich sicher nicht weiter investiert. Sie hatten in dieser Zeit schon neue Besitzungen in Schlesien erworben, wo es größeres Expansionspotential gab. Eine letzte Erwähnung finden die Biebersteiner in einer Urkunde von 1290, nach der sie einen letzten hiesigen  Besitz in Mochau an das Kloster Altzella übereigneten. Anfang 1300 übernahmen die Herren von Maltitz Bieberstein. Schon im  markgräflichen Lehnsregister von 1348 wurde für Albert von Maltitz eine neue Burg (castrum novum) mit zugehörigen, meist hälftigen Besitzungen und eine alte Burg (castrum antiquum) aufgeführt. Die anderen hälftigen Besitzungen mit der alten (niederen) Burg besaßen offenbar die zwei weiteren Brüder Friedrich und Hermann von Maltitz. Das wegen Platzmangel zusätzlich gebaute (obere) Schloss wurde Sitz von Oberbieberstein. Nach den Maltitzern übernahmen um 1400 die Marschalks, später Marschälle von Bieberstein genannt,  die beiden Biebersteinhälften, die sie verwandtschaftlich verbunden etwa 200 Jahre besaßen.

Postkarte von 1903

Nach einer kurzen Übergangszeit mit verschiedenen Besitzern2  kaufte Moritz von Schönberg aus dem Hause Oberschöna sowohl Nieder- als auch Oberbieberstein und vereinigte es wieder. Er ließ das nun nicht mehr benötigte und offenbar baufällige niedere Schloss abreißen, auf dessen Grundmauern später 1721 das s.g. Eremitorium errichtet und als eine Art Gartenhaus benutzt wurde. 1657 erwarb Gotthelf Friedrich von Schönberg Bieberstein und ließ das sicher auch im Dreißigjährigen Krieg  beschädigte obere Schloss fast vollständig abreißen und 1666 neu aufbauen, wobei der alte Bergfried aus dem 14. Jahrhundert mit seinen 1,70m dicken Mauern wieder mit integriert wurde. Seine jetzige endgültige Gestalt erhielt das Schloss nach restlichen Ergänzungsbauten wie der Freitreppe3 1710 bis 1720 unter  seinem Sohn Caspar. Das Sandsteingeländer zwischen Neuem und Alten Schloss hat nichts mit den hiesigen historischen Bauten zu tun, sondern ist eine abgebaute neugotische Brüstung vom Meißner Dom und wurde erst 1903 aufgestellt. Ausführliche Darstellungen zu baulichen Bemerkenswertem findet man bei C.Gurlitt (s. Quellennachweis). Von 1807 bis 1927 gehörte Schloss und Rittergut denen von Schroeter. 1807 hatte der Amtshauptmann Carl Ludwig von Schroeter die Erbtochter Rudolphine von Schönberg geheiratet.   Eine umfangreiche Renovierung erfolgte noch einmal 1928/29 nach der Übernahme des Schlosses durch eine Frau von Winckler, die es dann ihrer Tochter Ursula Görg übergab, die es bis zur Flucht 1945 besaß. Nach 1945 war das neue Schloss Bieberstein zunächst bis 1957 Parteischule der SPD/SED und ab 1958 bis 1992 Jugendherberge „Edgar Andre“. 1998 wurde das neue Schloss von der jetzigen Besitzerin Maritta Rogalla von Bieberstein Koch-Weser erworben und erhalten. Es ist damit dem alten Wahrzeichen von Bieberstein ein besseres Schicksal beschieden als z.B. dem auch ehrwürdigen Schloss Reinsberg und so manch anderen Schlössern im Osten Deutschlands. Das alte Schloss (Eremitorium) wurde nach 1945 von Schülern und Jugendlichen in ihrer Freizeit als eine Art Jugendclub genutzt und später bis zur Wende vom Freiberger Bildhauer Gottfried Kohl als Sommersitz. Nach der Wende ging es mit dem Rittergutsgebäuden in Privatbesitz.

Reprint aus: Poenicke:  Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen, Section 2, Leipzig 1860

Anmerkungen

1 Einer Legende nach soll die älteste Burg von Bieberstein flussaufwärts am linken Ufer der Bobritzsch auf dem Rollstein gestanden haben. Tatsächlich wird diese Stelle auf alten Karten, z.B. Meilenblätter, als „der alte Schloss Berg“ bezeichnet. Er liegt am Sandgrubenweg zwischen Gotthelffriedrichsgrund und der Bobritzsch. Es gibt aber dort keinerlei diesbezüglichen Hinweise, wie Wallgraben oder Mauerreste. Auch liegt keine besondere strategische Lage, z.B. an einer wichtigen Straße,  vor. Die hier geschilderten Burg-und Schlossanlagen haben mit dieser Gegend nichts zu tun.

2 Nach den Marschällen von Bieberstein gab es bis 1630 folgende Besitzer: Niederbieberstein: ab 1591 die Freiberger Patrizierfamilie Alnpeck; Oberbieberstein: von 1598 bis 1624 die Familien Truchsess und ab 1624 Heinrichvon Hartitzsch.

3 Bei Reparaturarbeiten an der Treppe 1981 wurden zwei Kisten mit Silberbesteck gefunden, das 1945 von den Schlossbesitzern versteckt worden war. Das 580-teilige Tafelsilber wurde im Freiberger Stadt- und Bergbaumuseum ausgestellt und inzwischen den ehemaligen Besitzern wieder zurückgeführt.

Quellennachweis(Auswahl)

Bieberstein  Geschichte und Gegenwart. Festschrift zum Schul-u. Heimatfest 1975
Matthias Donath: Auf Schlössertour – Entdeckungen in Sachsen, S.96-101, Chemnitz 2014
Karl Gautsch: Die alten Burgen und Rittersitze um Freiberg. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins H.14(1877), S.1271-1320
Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau-und Kunstdenkmäler in Sachsen, S.58-62, Dresden 1923
Hermann Lichtenberger: Bieberstein und sein Schloß. In: Die Blende, H. 11/56, S.130-132, Freiberg 1956
G.A. Poenike: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen, Section 2, S.41-43(Bieberstein), Leipzig 1860

Reklame-Sammelmarke um 1915 (Anm.: auf Rückseite „Graf von Schönburg“ ist falsch  (ist Glauchau), richtig:“ Gotthelf Friedrich von Schönberg“ )