vom Ortschronisten Achim Berger
Am 19. August 2008 jährte sich der Todestag von Gotthelf Friedrich von Schönberg zum 300. Mal – von dem Mann, der unserem Ortsteil Gotthelffriedrichsgrund seinen Namen gab. Ein Grund, sich dieses Mannes zu erinnern, der wohl der einflussreichste und vermögendste Biebersteiner war.
Geboren wurde er am 6. Mai 1631 als letztes Kind – seine Mutter starb in seinem ersten Lebensjahr – des Georg Friedrich von Schönberg, der seit 1629 Berghauptmann in Freiberg war und der in dieser Position wesentlich an der Verteidigung Freibergs vor den Schweden im Dreißigjährigen Krieg beteiligt war. Nach Privatunterricht besuchte Gotthelf Friedrich von 1643 bis 1646 die „berühmte Freibergische Schule“. Ob es sich um das heutige Gymnasium handelt, ist aus der noch im Original vorhandenen Matrikel (Aufnahmeverzeichnis) nicht zu entnehmen. Danach studierte er Rechtswissenschaft in Halle, Leipzig und Tübingen. In einer noch vorhandenen, in lateinisch abgefassten Disputation (eine Art Doktorarbeit), die er kurz nach Ende des Dreißigjährigen Krieges 1651 an der Universität Leipzig öffentlich verteidigt hatte, beschäftigte er sich mit den politischen Umwälzungen, deren Ursachen und der notwendigen Gesundung des Staatswesens. Nach dem Studium schlossen sich „Lehr- und Wanderjahre“ nach Straßburg, Holland, Frankreich und England an. Umfassend gebildet und welterfahren kehrte er 1656 nach Sachsen zurück und kaufte im selben Jahr für 25.750 Gulden von Nicol von Schönberg, einem entfernten Vetter seines Vaters, das Rittergut Bieberstein, das von Moritz von Schönberg 1630 durch Kauf von Ober- und Niederbieberstein wieder vereinigt worden war und in Schönbergischen Besitz kam. Ein Reitpferd kostete damals im Vergleich etwa 30 Gulden. Später erwarb Gotthelf Friedrich weitere Besitzungen (Lockwitz, Triestewitz,Trebitz, Leubnitz). Diese Orte sind jetzt meist eingemeindet. Er hat aber auch dort bis heute sichtbare Spuren hinterlassen.
Auf Grund seiner Fähigkeiten und auch seiner eigenen Bemühungen wurde der Dresdner Hof sehr bald auf diesen begabten Mann aufmerksam. Er diente dort unter vier Kurfürsten, zuletzt unter Friedrich August I. – besser als August der Starke bekannt. Als Geheimer Rat und Kammerherr wurde er 1675 Präsident des Appellations-Gerichtes (Berufungsgericht) und unter August dem Starken war er von 1696 bis 1703 Direktor bei der Obersteuereinnahme. Ebenfalls von ihm wurde er 1704 zum Oberkonsistorialpräsidenten bestellt, was er bis zu seinem Tode war. In dieser Funktion hatte er weitestgehend unabhängig vom Landesherren wesentlichen Einfluss auf alle kirchenhoheitlichen Entscheidungen in Sachsen.
Gotthelf Friedrich war fünfmal verheiratet. Er überlebte alle seine Ehefrauen. Aus den ersten drei Ehen gingen zehn Kinder hervor, von denen zwei Söhne das Erwachsenenalter erreichten. Der älteste Sohn Caspar wurde Nachfolger auf Bieberstein, der jüngere übernahm das Rittergut Thammenhain bei Wurzen, das heute mit Dr. Freiherr von Schönberg, dem ich wichtige Informationen für diesen Artikel verdanke, wieder in Schönbergischem Besitz ist.
Neben dem Ort Gotthelffriedrichsgrund hinterließ er insbesondere in Bieberstein weitere Spuren. 1666 wurde das kriegsgeschädigte Schloss Oberbieberstein abgerissen und in seiner jetzigen barocken Gestalt neu aufgebaut ( der Begriff „Neues Schloss“ hat sich ja bis heute erhalten). 1676 erfolgten der Ausbau und die Renovierung der Kirche. Das damalige Schindeldach wurde mit Ziegel bedeckt. 1679 stiftete er den jetzigen geschnitzten Altaraufsatz und ein Orgelpositiv. Letzteres wurde 1688 durch eine eingebaute Orgel ersetzt, an deren Kosten er sich ebenfalls wesentlich beteiligte.
Egal, wie man auch immer zum alten Landadel steht – wie alles, ist auch dieser differenziert zu bewerten. Gotthelf Friedrich von Schönberg gehört jedenfalls zu denen, die unsere Heimatregion wirtschaftlich und kulturell verdienstvoll und nachhaltig mit gestaltet und geprägt haben. Heute würde man ihn als weitsichtigen Machertyp bezeichnen, auf den wir alle besonders in seinem Jubiläumsjahr mit Achtung zurückblicken können.
Bildnachweis: SLUB Dresden/ Deutsche Fotothek (Kupferstich-Kabinett, Darstellung um 1680)
Achim Berger